Die erste Kapelle in Ruggell

Die erste nachweisbare Weihe einer Kapelle in Ruggell fand am 20. September 1617 durch den Churer Bischof Johannes V. Flugi statt. Er konsekrierte den Altar der 1614 erstellten Kapelle zu Ehren der hl. Dreifaltigkeit und der Muttergottes. Namenspatron des kleinen Gotteshauses war der hl. Fridolin. Die Namenswahl erklären manche durch die Nachbarschaft zu den Herrschaften Werdenberg und Wartau, die sich seit 1517 im Eigentum der Glarner befanden. Glarus ist bekanntlich dem hl. Hilarius (daraus entstand der Name «Glarus») und dem hl. Fridolin geweiht, der bis heute das Glarner Kantonswappen ziert und unser Pfarrpatron wurde. Eine andere Erklärung ergibt sich aus den damaligen Landesherren, den Grafen von Hohenems. Bei mehreren Kirchen, die sie stifteten und damit die Patronatsrechte erwarben, wird der hl. Fridolin als einer der Kirchenpatrone gewählt: so bei der Kapelle im benachbarten Bangs (hl. Sebastian und hl. Fridolin) oder bei der ehemaligen Pfarrkirche in Widnau. Damals gab es noch keine nationalstaatliche Grenze nördlich von Ruggell, sondern es bestand nur eine Grenze zwischen zwei Grafschaften, die jedoch den gleichen Landesherren gehörten. Nach der Überlieferung hat der hl. Fridolin in Rankweil in seiner Not gebetet. Dort befand sich das frühmittelalterliche Gaugericht für ganz Rätien. Seine Knieabdrücke im sogenannten Fridolinsstein unter der Basilika Rankweil werden bis heute so gedeutet. Das könnten Hinweise darauf sein, dass der Kirchenpatron auf die damaligen Landesherren zurückgeht. 1668 wurde die Kapelle erweitert und 1674 durch Bischof Ulrich VI. de Mont erneut konsekriert.