Die ersten Planungen für eine neue Pfarrkirche in Ruggell reichen weit vor den Baubeginn zurück. Schon 1843 fertigte der Vaduzer Baumeister Seger im Auftrag der Gemeinde Pläne an. Doch diese wurden dann auch aus Kostengründen nicht weiterverfolgt. 1874 wurde Ruggell schliesslich zu einer eigenständigen Pfarrei. Als Gottesdienstort diente weiterhin die auf das Jahr 1614 zurückgehende Kapelle, in der nicht alle Gottesdienstbesucher einen Sitzplatz fanden. Man beschäftigte sich nun erneut mit dem Bau einer Pfarrkirche und begann auch, dafür Geld zu sammeln. Bis 1894 gelang es, etwa 24’000 Gulden an Spenden zusammenzutragen, die aber nicht einmal die Hälfte der geschätzten Baukosten des damaligen Projekts des Architekten Carl Reichlin decken würden. | ||
Deshalb wandten sich Pfr. Biedermann und Vorsteher Hoop an Fürst Johann II., auch der Gute genannt. Er zeigte sich bereit, den fehlenden Betrag zu decken unter der Bedingung, dass das Gotteshaus stilgemäss erstellt werde. Mit der Aufgabe, die Pläne für eine den Wünschen des Fürsten entsprechende, aber gleichzeitig nicht zu kostenaufwändige Kirche zu erstellen, wurde der fürstliche Architekt Gustav Ritter von Neumann, der bereits die Schaaner und die Vaduzer Pfarrkirche entworfen hatte, betraut. 1895 lagen die Baupläne für diese deutlich kleinere Kirche vor, und es konnte auch das entsprechende Grundstück erworben werden. Fürst Johann II. hat noch angeordnet, die Fassaden der Kirche in Stein-Rohbau statt in Putz herzustellen. Er lehnte auch das Ansinnen ab, statt eines Kirchturms aus Kostengründen nur einen Dachreiter zu bauen, war jedoch bereit, die Mehrkosten für den Turm zu übernehmen. Aus Kostengründen wurde der Turmhelm stark vereinfacht. Als offizieller Baubeginn gilt der Tag der Grundsteinlegung am 23. Mai 1897. 1899 kam es wahrscheinlich aus Geldmangel zu einer Bauverzögerung. Der Landesfürst erklärte sich bereit, über die zur Verfügung gestandenen 50’000 Gulden aus seinen privaten Mitteln noch 17'000 Gulden beizutragen, damit die Kirche spätestens im Winter 1899/1900 bezogen werden kann. Der erste Gottesdienst in der neuen Pfarrkirche dürfte an Weihnachten 1899 stattgefunden haben. Allerdings war die Inneneinrichtung noch unvollständig und der Kirchturm mitten im Baustadium. Das Geld dürfte ausgegangen sein, und im März 1901 wandte man sich wiederum mit einem Bittgesuch an den Fürsten, der für die restlichen Kosten aus eigenen Mitteln aufkam. Im Herbst 1902 wurde der Turmhelm aufgestellt und 1903 konnte der Rohbau endgültig abgeschlossen werden. Am Schluss hat der Landesfürst über 60 Prozent der Baukosten für den Rohbau aus eigenen Mitteln zur Verfügung gestellt. | ||
1906 folgte die Innenausmalung, 1908 der Hochaltar, 1909 die Anschaffung einer neuen Orgel. Mit der Turmuhr (1910) und der Kommunionbank wurde der Kirchenbau abgeschlossen. Nachdem der Kirchenraum innen und aussen fertiggestellt war, konsekrierte am 11. Mai 1911 Bischof Georgius Schmid von Grüneck den Hochaltar der hl. Dreifaltigkeit und weihte die Kirche, wie bereits früher die alte Kapelle zu Ehren des hl. Fridolin. | ||
Aus finanziellen Gründen konnte die Ausstattung der neuen Pfarrkirche nur stufenweise erfolgen. So erfüllten zunächst noch die beiden Glocken aus der alten Kapelle ihren Zweck, bis 1913 vier neue Glocken bei der Firma Graßmayr in Auftrag gegeben werden konnten, die am 18. September 1913 von Landesvikar Johann Baptist Büchel geweiht und dann in den Turm aufgezogen wurden. Von den beiden Glocken aus der alten Kapelle wurde die grössere der Glockengiesserei als Anzahlung für die neuen Glocken verkauft. Von 1917 bis 1926 war die Sterbeglocke nach Nofels ausgeliehen. Denn dort fielen 1917 alle Glocken der Rüstungsindustrie im ersten Weltkrieg zum Opfer. So baten die Nofler, ihnen die Glocke bis Kriegsende zu leihen. Dabei erinnerten die Nofler daran, dass die Pfarrei Ruggell von 1899 bis 1908 den Tabernakel der Pfarrkirche Nofels entlehnt und in Verwendung gehabt hatte. 1997 wurde diese Glocke, die eine Darstellung des hl. Fridolin ziert, aus dem Turm entfernt und befindet ist seit 20010 in der Totenkapelle auf dem Friedhof. |
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Den rechten Seitenaltar schenkte um 1907 Fürst Johann der II. den Ruggellern. Es ist ein spätgotischer Flügelalter, den er von einem Kunstsammler erstanden hat. Er dürfte um 1500 entstanden sein. 1924 wurde ein zweiter Seitenaltar in Auftrag gegeben, der am Palmsonntag, 5. April 1925, festlich durch Landesvikar Johann Georg Marxer eingeweiht wurde. Das Geld für die Anschaffung des Altars stellte der vormalige Vorsteher und Landtagsabgeordnete Franz Josef Hoop aus privaten Mitteln zur Verfügung. 1952 wurde der bisherige hölzerne Taufbrunnen durch einen Taufstein ersetzt, 1962 der Boden, der noch Schäden durch das Hochwasser von 1927 (Senkungen bis 10 cm) aufwies, erneuert und eine Bankheizung eingebaut. Die früher farbige Ausmalung der Kirche wurde weiss überstrichen. 1970 wurde die jetzige Orgel angeschafft und 1998/9 die Pfarrkirche renoviert und um die neue Sakristei erweitert sowie mit der neuen Dreifaltigkeitsglocke das Glockengeläut ergänzt. Im Blick auf das Pfarreijubiläum wurde die Pfarrkirche 2023 einer Innenrenovation unterzogen. Dabei wurden vor allem die technischen Einrichtungen erneuert, die Orgel revidiert und die Kirche innen frisch gestrichen. |